„Wie ein irdisches Paradies“ erschien einem Chronisten aus den Tagen Kaiser Friedrich Barbarossas die Stadt Würzburg. Deren Geschichte knüpft sich von Beginn eng an die begünstige Lage im Tal des Mains. Überragt von einem schützenden Felssporn, wo sich bereits in der Frühzeit eine keltische Fliehburg befand, erstreckt sich die Stadt auf einer weiten, von Talhängen begrenzten Ebene. Der Main durchschneidet diese Ebene in zwei Teile, die einst durch eine schmale Fuhrt, seit dem 12. Jahrhundert durch eine erste Steinbrücke verbunden waren, die Würzburg zugleich zu einem wichtigen Handels- und Verkehrsknotenpunkt machte. Das Zentrum der Stadt bildete seit jeher der Dom. Der Heilige Bonifatius begründete 741/42 n. Chr. ein Bistum. In der Zeit des ersten Bischofs Burkhard fand man die Gebeine des irischen Missionsbischofs Kilian und seiner zwei Gefährten, Totnan und Colonat, wieder, genau an der Stelle, wo sie etwa 689 n. Chr. ermordet und verscharrt worden waren und wo sich heute über dem Grab der Frankenapostel die Kuppel des Neumünsters erhebt.
Schon einige Zeit vor dem Wirken des Heiligen Kilian brachten Siedler aus dem westlichen Frankenreich den christlichen Glauben nach „Ostfranken“. Würzburg wurde damals zum Sitz eines fränkischen Herzogs. Vor allem in der Regierungszeit Kaiser Friedrichs I. Barbarossa kam der Stadt eine wichtige politische Position im mittelalterlichen Reich zu. Zahlreiche Hoftage fanden in der Würzburger Kaiserpfalz statt, im Jahre 1168 fand hier die Hochzeit Friedrich Barbarossas mit Beatrix von Burgund statt. Seit dem 12. Jahrhundert bezeichneten sich die Bischöfe von Würzburg zugleich als Herzöge von Franken, nachdem sie bereits seit längerer Zeit auch die weltliche Regierung der Stadt übernommen hatten. Die Grabdenkmäler im Kiliansdom zeigen anschaulich den Herrschaftsanspruch der „Fürstbischöfe“. Der Bischofsstab verweist auf den geistlichen Oberhirten der Diözese, das Schwert auf die weltliche Gewalt im Hochstift. In chronologischer Reihenfolge kann man im Langhaus dem Domes an solchen Grabdenkmälern entlangschreiten, gleichsam ein Gang durch die Geschichte des Würzburger Bistums. Ausgehend von dem frühsten Epitaphium aus dem späten 12. Jahrhundert, als nach etwa 150jähriger Bauzeit der zu seiner Zeit viertgrößte romanische Kirchenbau in Deutschland fertiggestellt wurde, gelangt man unter anderem zur Skulptur von Fürstbischof Julius Echter, der im Jahre 1576 das Juliusspital, im Jahre 1582 die Universität begründete.
Bald nach Bischof Julius, seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, hielt auch in der Residenzstadt Würzburg die prächtige Kultur des Barock Einzug. Der Fürstbischof dieser Zeit fühlte sich mitunter mehr als Fürst denn als Bischof. Entsprechend stattete er seine Stadt mit einem prächtigen Schloß aus, das die mittelalterlich-frühneuzeitliche Bergfestung als Wohn-, Regierungs- und vor allem Repräsentationsraum ersetzte. Der Würzburger Hof besaß in dieser Zeit eine große Anziehungskraft auf bedeutende Künstlerpersönlichkeiten, die zum barocken Ausbau der Stadt beitrugen. Balthasar Neumann und Giovanni Battista Tiepolo sind als die wohl Bekanntesten hervorzuheben. Doch der Prunk des nach den führenden Bischofs-Persönlichkeiten dieser Zeit benannten Schönbornschen Jahrhunderts weilte nicht mehr lange. Schon griffen die französischen Revolutionsheere über den Rhein.
Mit dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation ging auch das eigenständige Fürstbistum Würzburg unter. In die Residenz des Fürstbischofs und Herzogs von Franken zog nun das bayerische Königshaus ein, dem die Würzburger nunmehr untertan waren. Kurz zuvor besuchte der Dichter Heinrich von Kleist die Stadt am Main. Man wandle wie „durch den Himmel der Christen“ in den Straßen und Gassen der Bischofsstadt mit ihren unzähligen Kirchen und einem Gewimmel von „Heiligen, Aposteln und Engeln“, schrieb er nach Berlin. Der vielbeachtete Glanz Würzburgs erfuhr einen tiefen Einschnitt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, als aus dem „irdischen Paradies“ an nur einem Abend das „Grab am Main“ wurde. Die Narben der Zerstörung trägt die Stadt deutlich sichtbar bis heute. Ihren Charakter als Haupt- und Residenzstadt, als politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum hat sie jedoch über die Jahrhundert bewahrt.